Wie wir Toppi ganz heiß machten von Günter Hetzer

Sind wir bald da, Günter?“ Waldi gähnte und zog das nächste Kristall aus der Kühltasche. Höllenhunde, wenn ich das nur wüsste. Wir kurvten seit geschlagenen drei Umdrehungen durch die Weinberge und keine Spur von Toppis legendärer Weinschenke. Wenn alles schief lief, dann verpassten wir heute Abend die ganz große Sause. Dabei hatte uns Klaus gestern noch richtig heiß gemacht. „Kommt in die Hufe, hab eben nochmal drei Busladungen Friseusen reinbekommen! Capisce, Kollegen, ich bin ausgebucht!“ Yeah, das hieß: Parole Höschen, jede Menge betanzbare Mädels und feinster Moselwein bis unter die Hirnrinde. Aber unsere jährliche Sonderfahrt „Hopp oder Toppmöller“ im Januar nach Rivenich war ja ohnehin ein Pflichtermin für die Clique. Letztes Jahr hatten Delle und ich in Toppis Lokal schwerstens Alarm auf der Tanzfläche gemacht, um uns herum eine Beauty-Farm auf Betriebsausflug, das Stöckelwild ging steil und wir hinterher mit Elvira und Ivonne ins Nagelstudio, you know what I mean, hehe. Nun also wieder Hasenjagd bei Toppi, obwohl wir ja bereits ein paar derbe Tage hinter uns hatten, zwei Wochen mit Effe in Las Vegas unterwegs gewesen, jeden Abend Vollgas mit geschmeidigen Chicks an den Stangen. Absoluter Höhepunkt: Effe trifft zufällig seine nervige Ex-Perle Claudia. Die beiden können ja gar nicht mehr aufeinander, Effe und Wasserstöffchen. Delle und ich die beiden nach allen Regeln der Kunst abgefüllt und vollstramm in die Kapelle gezerrt. Blitztrauung, bis dass der Tod euch scheidet, hehe. Effe die ganze Zeit gelallt, Claudia nur gekichert und wir uns abgebückt. Am nächsten Morgen war natürlich extrem rauchige Stimmung bei Herrn und Frau Effenberg. War uns aber sowas von egal, unser Flug ging schließlich am Nachmittag. Und da stand die Schänke ja schon vor uns: „Toppis Sportsbar“. Wir bockten die Karre hinter dem Haus auf und zogen Troll von der Rückbank. Der Kollege hatte sich nach der DFB-Sitzung ein fettes Feierabendgedeck mit allen Zutaten gegeben und kurz nach Trier die Grätsche auf der Rückbank gemacht. Reine Routine. Nicht mal beim obligatorischen Zwischenstopp bei den Mädels in der „Oase“ hatte Troll sich nochmal aufgerichtet. Sei es drum, nun ging es los, mit einer Promi-Polo und großem Hallo enterten wir die Hütte, wo Toppi schon ungeduldig auf uns wartete. „Da seid ihr ja endlich“, grinste Löckchen, hohe Fünf für die ganze Bande und gleich mal eine Runde Kröver Nacktarsch für alle. Troll, das alte Fass, hockte sich allerdings gleich an die Bar und ließ den Kopf auf den Tresen sinken. Wir hingegen blickten uns neugierig um. Hasenradar! Die ganze Tanzfläche voll mit scheckheftgepflegten Tanten im besten Alter. „Dann mal ran an den Speck“, grinste Delle und machte gleich mal Zwinkerzwinker mit einer vorbildlich getunten Hostess aus Koblenz. Dieser Teufelskerl. Derweil bimmelte ständig Trolls Funkgurke, Waldi linste neugierig aufs Display: „Leck mich fett“, staunte er, „36 Anrufe von Zwanziger, 28 Anrufe von Hackmanns Werner. Waren die Jungs zum Essen verabredet?“ Mir egal, schließlich war ich gerade in aussichtsreichen Verhandlungen mit einer Perle am Tresen. Commander Love in Aktion, bitte nicht stören! Doch gerade, als ich mit der Magd feines Zungenkompott anrühren wollte, nervte Waldi schon wieder rum. Was war denn jetzt schon wieder los, Höllenhunde. Aber Waldi hatte heiße News: „Gerade erfahren, dicker Wettskandal in der Liga.“ Das waren natürlich Neuigkeiten, ich vertröstete die Tresentante auf später und marschierte mit Delle und Waldi rüber zu Toppi. Jetzt war Spaß am Dienstag fällig, kleiner Scherz mit Toppi. Delle machte den Anfang: „Da musst du dich beschweren, Klaus.“ Waldi ergänzte: „Überleg doch mal, wenn ihr damals gegen Paderborn gewonnen hättet, wärst du heute noch HSV-Trainer!“ Toppi, ohnehin schon hackedicht bis unters Stirnband, gleich mit der ganz dicken Ader: „Ihr habt Recht, jetzt mache ich richtig Alarm. Ich ruf‘ mal ein paar Jungs von der Presse an.“ Und machte sich dünne. Wir fielen beinahe um vor Lachen, Toppi, der Vollspaten, ging steil. „Richtig Alarm“, gluckste Waldi. Neben uns rülpste es, der Golem erhob sich. „Troll“, grinsten wir, „geh mal ans Telefon. Bei Otto Fleck daheim brennt die Hütte. Wettskandal und so.“ Trollinger winkte schwerstens gelangweilt ab. „Weiß ich doch schon seit August.“ Und legte sich wieder auf dem Tresen ab. Na dann. Darauf einen Kröver Nacktarsch.


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